Karl Theodor Blau wurde am 12. Februar 1843 in Posen als Sohn des Juweliers und Silberschmiedemeisters Carl Gustav Blau und seiner Ehefrau Emma Auguste geb. Klose geboren und am 7. Mai 1843 in der evangelischen Kreuzkirche zu Posen getauft.
Über seinen Werdegang bis zum Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ist leider nichts bekannt. Der zu diesem Zeitpunkt 27-jährige Karl Theodor Blau zog mit dem 7. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 69 in den Feldzug.
Nach der Schlacht von Mars-la-Tour am 16. August 1870, zog sich der Oberbefehlshaber der französischen Rheinarmee, Marschall Bazaine, um eine Umfassung der deutschen Armee zu umgehen, mit seiner ca. 150.000 Mann starken Truppe, in vorzügliche Stellung, auf dem Höhenrücken von St. Privat-Point du Jour zurück. Ihnen gegenüber standen am Abend des 17. August 1870 zwei Armeen des deutschen Heeres wie folgt bereit:
Von der I. Armee: - das VII. Armeekorps mit der 14. Division südlich Gravelotte, Vorposten am Bois de Vaux, mit der 13. Division bei Ars;
- das VIII. Armeekorps bei Gorze; die 31. Infanterie Brigade des Regiments Nr. 69 biwakierte bei Arry.
Die II. Armee an der Straße Mars-la-Tour-Vionville und südlich derselben.
Am folgenden Tag, dem 18.08.1870, entwickelte sich die schon erwartete Schlacht von Gravelotte. Um 12 Uhr fielen die ersten Kanonenschüsse und der Kampf entbrannte auf der ganzen Linie. Es folgten über den ganzen Tag dauernde Vorstöße der Armeen und erbitterte Kämpfe. Für das 7. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 69 blieb bis weit nach der Auflösung des Regiments besonders eine Begebenheit in Erinnerung, die unter anderem in der Regimentsgeschichte besondere Erwähnung fand.
Nach heftiger Gegenwehr beim Angriff auf den Bauernhof St. Hubert war die Lage bedrohlich geworden. Daher sammelte am Nachmittag der Führer des Regiments, Oberst Bayer von Karger, schnell einen Trupp der überall versprengten 69er zusammen und führte sie zum Vorstoß aus einem Steinbruch heraus zum Sturm auf die auf dem Bauernhof gut verschanzten Franzosen. Er ergriff eine Fahne und stürmte vorwärts. Ein Granatsplitter traf den Regimentsführer und er blieb verwundet liegen. Nach ihm ergriff der ebenfalls schon verwundete Major Carl Wilhelm Freiherr von Hadeln die Fahne. Mit feurigen Worten an Pflicht und Treue erinnernd, führte nun er den Sturm der 69er an. Ein rasendes Feuer der Franzosen empfing sie.
Wenige Augenblicke später wurde auch er durch einen Schuss ins Herz getroffen und starb mit der Fahne in der Hand im Kugelhagel. Der Angriff geriet damit ins Stocken.
Bis zum Abend gelang es nicht, die französischen Hauptstellungen zu erstürmen. Das Regiment verlor an diesem Tag rund 300 Mann, darunter zwei Drittel seiner Offiziere.
Auch der Unteroffizier Blau wurde an diesem Tage in der von Major Backe geführten 7. Kompanie durch einen Gewehrschuss an der Seite leicht verwundet.
Aber auch die französische Rheinarmee unter Marschall Bazaine hatte erhebliche Verluste und zog sich in die Festung Metz zurück. Das Infanterie-Regiment Nr. 69 bereitete sich daraufhin auf die Belagerung von Metz vor.
Am 26. September 1870 verließ das Regiment seine Stellung in Gravelotte und wechselte vielfach seine Position um die Festung.
Am 1. Oktober 1870 begann mit Besetzung einer Stellung bei Chesny durch die 31. Infanterie-Brigade, zu dem das Infanterie-Regiment Nr. 69 gehörte, der letzte und anstrengendste Teil der Belagerungszeit. In 4-tägigem Wechsel mit dem Brigaderegiment, dem Infanterie-Regiment Nr. 29, lag es abwechselnd in 1. oder 2. Linie. Die 2. Linie lag in den Orten Frontigny, Meclauves, Cheval Rouge, Piere-Jeux.
Am 24. Oktober 1870 schrieb der mittlerweile zum Sekondeleutnant der 5. Kompanie beförderte Karl Theodor Blau aus Frontigny (2. Linie) an den Herrn Grafen von Bethusy-Huc im 2. Rheinischen Husaren-Regiment Nr. 9. Die Feldpost-Correspondenzkarte trägt den Stempel der Königlich Preußischen Feld-Post-Expedition der 16. Infanterie-Division vom 26.10.1870.
Das Wetter ist sehr schlecht, Wege kaum noch passierbar, darauf anstrengend und aufregend, wenig Abwechslung, viel Langeweile. Die Aussicht auf Änderung der Lage durch die Capitulation Bazaines ist jetzt auch wieder zu Wasser geworden, wie so vieles. Bazaine wird wohl noch einmal einen letzten Versuch durch Ausbrechen machen. Hoffentlich dauert der ganze Krempel nicht mehr lange. Ich sehne mich, wie wohl jeder Andere nach Hause. Meinen letzten Brief […] Karten wirst du wohl erhalten haben. Neues kann ich dir nicht melden, wir wissen hier weniger als Ihr. Gr. mir Kinder und Frau […] Empfiel auch deinem Papa bestens und schreibe auch noch einmal deiner Frau.
Blau, 5. Comp. 7. Rhein. Inf. Regt. No. 69. 16. Div. 31. Brig. 8. Corps
Am 25. Oktober 1870 nahm auf Anordnung des Marschalls Bazaines, der General Changarnier die Verhandlungen zur Kapitulation auf, die am 27. Oktober erfolgte. Am 29. Oktober verließ die ganze Armee des Marschalls Bazaine wehr- und waffenlos die Festung und wurde zur Kriegsgefangenschaft nach Deutschland abgeführt. Nachdem die Festung Metz eingenommen und die Soldaten 3 Tage Ruhe erhielten, traten sie zum Marsch in den Norden an. Leutnant Blau nahm im Verlauf des Feldzuges wahrscheinlich an der Schlacht bei Amiens, dem Gefecht bei Boscle Hard und Buchy, an der Schlacht an der Hallue und an der Belagerung von Peronne teil, um im Anschluss seine letzte Schlacht des Feldzuges zu schlagen.
Bei der Schlacht von St. Quentin am 19. Januar 1871 machte Karl Theodor Blau mit einem Portepeefähnrich während eines Vorstoßes 21 Gefangene. Für sein tapferes Vorgehen wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse am schwarzen Bande verliehen. Unter Nr. 2790 der Königlich Preußischen Ordens-Liste, 1877 wurde er noch als Unteroffizier der 7. Komp. geführt.
Nach dem Feldzug wurde der Sekondeleutnant zur Reserve des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 69 (7. Rheinisches) versetzt. Dort führt ihn die Rangliste der preußischen Armee als Reserveoffizier des 1. Bataillons in Andernach. Im zivilen Leben strebte er eine Anstellung als Oberförster an. Verschiedene Quellen belegen seinen Werdegang und Wirkungskreis.
Im Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Coblenz von 1872 wurde der Königliche Oberförster-Candidat Blau von den Gemeinden des Forstverwaltungs-Verbandes Treis (Mosel) als Oberförster präsentiert und auf Probe ernannt. 1874 erhielt er die Bestätigung in seinem Amte auf Lebenszeit. 1877 zum Königlichen Oberförster ernannt, versetzte man ihn zum 1. Juli an die Oberförsterstelle zu Kirchen (Altenkirchen).
Am 18. November 1878 heiratete er auf dem Standesamt Stettin I die in Stettin geborene Tochter eines Kaufmanns, Louise Auguste Anna Korn. Der Oberförster war zur Heirat wohnhaft in Kirchen (Altenkirchen).
In diesem Jahr erfolgte auch eine Versetzung zum 1. Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 29 (3. Rheinisches).
1881 wurde in Altenkirchen der Sohn Ernst Hermann Theodor geboren. Das Paar hatte noch 2 weitere Kinder.
Außerdem wurde dem Sekondeleutnant der Abschied aus dem Militärdienst bewilligt.
1888 - Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, Band 20: „Blau, Oberförster von Kirchen, Reg. Bez. Coblenz, nach Dillenburg, Oberförster Oberscheld, Reg. Bez. Wiesbaden versetzt.“
Am 21. Januar 1900 wurde im Deutschen Reichsanzeiger die Verleihung des Rothen Adler Ordens 4. Klasse an den Forstmeister Blau zu Oberscheld im Dillkreise mitgeteilt.
1908 - Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, Band 35: Nennung als Forstmeister zu Dillenburg.
1913 - Jahreshefte des naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürstentum Lüneburg, Band 19: Nennung als Forstmeister zu Lüne.
Am 12. April 1913 wurde im Deutschen Reichsanzeiger die Verleihung des Königlichen Kronen-Ordens 3. Klasse dem Forstmeister a. D. zu Lüne mitgeteilt.
1916: Der Oberförster a. D. Karl Theodor Blau überlebte im Alter von 73 Jahren seinen Sohn, der als Landsturmmann in der 8. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 9 diente. Ernst Hermann Theodor Blau starb mit 35 Jahren infolge Krankheit im Reserve Feldlazarett 16 des XVII. Armeekorps in Wilna. Sein Tod wurde in der preußischen Verlustliste 472 vom 06.03.1916 angezeigt.
Karl Theodor Blau selbst starb 1937 im stattlichen Alter von 93 Jahren.
Quellen: