7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69
Die Geschichte des Regiments bewahren!

Hauptmann Schultz-Fademrecht - Ein Schicksal vor 105 Jahren

 

Vor über 100 Jahren fielen die ersten Soldaten dem ersten Weltkrieg zum Opfer! 

Für die vielen Schicksale, die der Weltkrieg verändert hat, will ich hiermit stellvertretend mit der Geschichte von Arthur Schultz erinnern.

Arthur Schultz, der Ehre und Anerkennung mit einer Karriere als preußischer Offizier anstrebte, starb vor 105 Jahren im Kugelhagel seiner eigenen Leute.

Er war der zweite gefallene Offizier des Regiments.

 

Arthur Ernst August Schultz wurde am 03.07.1871 in Altweichsel, Kreis Marienburg/Westpreußen) Schultz geboren. Ab 1913 führte er den Namen Schultz-Fademrecht.

 

Er war der vierte Sohn und jüngstes Kind des Landwirts und Gutsbesitzers Jacob Eduard Schultz und dessen zweiter Ehefrau Mathilde Lisette Emilie, geb. Fademrecht aus Kunzendorf. Zwei Brüder waren aus der 1. Ehe des Vaters. Die Mutter war im Alter von 25 Jahren verstorben.

 

Er wuchs in Altweichsel auf und besuchte dort während der ersten Schuljahre zunächst die einzügige Volksschule. Danach fuhr er täglich zum Pastor Haak ins benachbarte Kunzendorf, um für die Aufnahmeprüfung am Gymnasium in Elbing vorbereitet zu werden. Das besuchte er dann bis zum Abitur. Untergebracht war er während dieser Zeit bei einem Bekannten „in Pension“. 

 

Sein Militärdienst:

Am 12.03.1892 trat er als Fahnenjunker in das Pommersches Füsilier-Regiment Nr. 34 in Bromberg ein, wo er am 18.10.1892 zum Portepee-Fähnrich und am 20.05.1893 zum Second-Leutnant befördert wurde.

 

Seine Offizierausbildung erhielt er an der Kriegsschule in Glogau. Der Abschluss eröffnete ihm den Zugang zur Adjutantenlaufbahn. Vom 01.04.1896 bis zum 25.03.1898 war er Adjutant des I. Bataillons.

 

Der Leutnant schied zum 01.04.1898 aus dem Heer aus und trat zur Marine über. Dort wurde er in das 2. Seebataillon in Wilhelmshaven versetzt. Hier war er vom 01.10.1898 bis zum 31.08.1900 Adjutant des Bataillons.

 

Leutnant Schultz heiratete am 18.10.1899 in Dirschau die am 10.10.1878 in Hedeper bei Braunschweig geborene Helene Agnes Marie Rautmann. 

 

Zum 14.09.1900 schied er aus der Marine aus und wurde in das 6. Badische Infanterie-Regiment

Kaiser Friedrich III. Nr. 114 versetzt. Hier in Konstanz wurden am 01.08.1901 von seiner Ehefrau Zwillinge (Junge/Mädchen) geboren. Das Mädchen starb im Alter von 2 Monaten und 14 Tagen. 

Am 18.07.1902 wurde er zum Oberleutnant befördert. 

 

Vom 14.07.1903 bis zum 15.02.1905 diente er als Adjutant beim Bezirkskommando Stockach, von wo er am 22.04.1905 zum 1. Rheinischen Infanterie-Regiment von Lützow Nr. 25 versetzt wurde. Hier war er vom 01.10.1906 bis zum 30.09.1907 kommandiert zur Dienstleistung im 2. Badischen Feldartillerie-Regiment Nr. 30.

 

1909 kam er zur 1. Kompanie des 7. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 69 in Trier. Das sollte sein letztes Regiment werden. 

Das Patent zum Hauptmann erhielt er zum 27.01.1910. Hier diente er nun in der 7. Kompanie.

 

Nach 20-jähriger Dienstzeit erhielt er 1912 den Rothen Adler Orden 4. Klasse.

 

Am 22.03.1913 wurde er zum Kompanie-Chef der 2. Kompanie ernannt. 

 

Namensänderung:

Da noch immer der größte Teil der Offiziere adliger Herkunft war, litt offensichtlich auch Arthur Schulz unter seiner bürgerlichen Herkunft. Trotz gleichwertiger Leistung blieb ihm die Anerkennung im Offizierskorps aufgrund seiner Herkunft und insbesondere seines Nachnamens versagt.

Eine Namenserweiterung sollte dieses Problem beheben und für Anerkennung im gesellschaftlichen Leben sorgen.

Nachdem seine Geschwister von der Idee überzeugt waren, wurde die Änderung beantragt und auch am 03.11.1913 von der kaiserlichen Regierung stattgegeben.

Die Familie führte jetzt zusätzlich den Nachnamen der Mutter und hieß ab da Schultz-Fademrecht.

 

Zu Kriegsbeginn diente Arthur Schultz-Fademrecht noch immer als Hauptmann in der 2. Kompanie des 7. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 69. 

 

Seine Kompanie führte er durch Luxemburg und Belgien. Nach dem Überschreiten der Grenze zu Frankreich erhielten sie bei der Schlacht von Neufchâuteau bei Gédine-Houdremont ihre Feuertaufe. Es schloss sich das Gefecht bei Orchimont an.

 

26.08.1914: 

Das Infanterie-Regiment Nr. 69 befand sich auf dem Vormarsch in die Champagne und hatte bei

Sedan die Maas überschritten. Hier hatte es den Befehl den Ort Frenois zu sichern. Die einzelnen Bataillone lagen an den Ortsrändern verteilt. Die Soldaten waren durch die andauernde Beraubung der Nachtruhe nervös geworden. Die Verhältnisse beim Feind waren ungeklärt.

 

27.08.1914: 

Gegen 3 Uhr nachts – die Kompanien lagen bei ihren

Gewehren, 1/69 in Schützenlinie mit dichtem

Patrouillenschleier – ruft ein Posten 2/69 einen Posten oder eine Patrouille 4/69 mit „Halt Wer da“ an, und in der Aufregung gehen die Gewehre los. „Verrat, französischer Überfall“ schreit jemand in der völlig dunklen, kalten und regnerischen Nacht, Hauptmann Schultz-Fademrecht eröffnet mit seiner Kompanie auf Teile der 4/69 das Feuer, greift mit Hurra an, und beide glauben dem Feind

gegenüberzustehen, bis nach kurzer Zeit der Irrtum erkannt wird. Leider fielen dieser unglücklichen Nacht Hauptmann Schultz- Fademrecht und drei Leute seiner Kompanie zum Opfer, sechs Mann wurden verwundet. Da ein Teil der Geschosse die 1/69 erreichte, glaubte auch diese sich von hinten angegriffen, und es gelang nur mit Mühe, ein Erwidern des Feuers zu verhindern. Schießen der Kompanie ohne ausdrücklichen Befehl war streng verboten.

 

Hauptmann Arthur Schulz-Fademrecht starb im Alter von 43 Jahren an den Kugeln seines eigenen Regiments. Die Sterbeurkunde bescheinigt ihm einen Tod durch die bei den Kämpfen bei Frenois erlangten Verwundungen. Der genaue Zeitpunkt des Todes konnte nicht festgestellt werden. Obwohl auch nach dem Krieg das Regiment den 26.08.1914 als Todestag nennt, muss er laut der Schilderungen am 27.08.1914, drei Uhr nachts gewesen sein.

 

Die Hoffnung auf eine bessere Karriere durch die Namensänderung blieb im damit verwehrt.

 

Seine letzte Ruhe fand Hauptmann Schultz-Fademrecht auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Noyers-Pont-Maugis, Endgrablage: Block B Grab 2016.  Neben ihm ruht Willy Kreßmann, ein alter Weggefährte aus dem Stab des Regiments.

                       

Quellen: Offizier-Stammliste der Marine-Infanterie 1904; Stammliste der Offiziere des 6. Badischen Inf.-Regiments Kaiser Friedrich III Nr. 114; Ranglisten; Offizier-Stammliste des Inf.-Regiments von Lützow (1. Rheinisches) Nr. 25 und seines Stammes; Reichsbund ehem. 69er - Unser Regiment, das 7. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 69, Blätter des Ruhmes und der Erinnerung. 

Aus der Familie: Besonderer Dank gilt Kurt Schultz-Fademrecht, der mit vielen Informationen behilflich war. 

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